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Helena und Paris auf dem Brautlager, Schulterbild der apulischen rotfigurige Hydria des Dareios-Malers, um 330 v. Chr., Lg. (© Antikenmuseum Basel, Andreas Voegelin).

Von Harmonie und Ekstase.

Musik in den frühen Kulturen

Autor: Dr. Tomas Lochman

erschienen in: Antike Welt 2/21

Eine ephemere Kunst wie die Musik in einem Museum zu thematisieren, ist eine Herausforderung. Das gilt in besonders starkem Maße für die antike Musik. Erhaltene Musikinstrumente sind äußerst rar, genauso wie Notationen. Wie die Musik im Vorderen Orient, Ägypten sowie in Griechenland und Rom geklungen hat, darüber konnte lange Zeit nur vage gemutmaßt werden. Als visuell ausgerichtete Wissenschaft hat sich die klassische Archäologie mit der Musik über lange Jahre denn auch nur am Rande beschäftigt – im Widerspruch zum Tatbestand, dass Gesang und Instrumentalspiel in allen antiken Kulturen eine zentrale und vielfältige Rolle spielten. Nun haben aber in den letzten Jahren internationale Forschungsgruppen wie das EMAP (European Music Archaeological Project) neue Erkenntnisse gefördert, und gleich mehrere Museen haben der antiken Musik Ausstellungen gewidmet, zuletzt das Martin von Wagner Museum der Universität Würzburg (siehe AW 1/2020).

Bogenharfe aus Sykomorenholz, Neues Reich, 19. Dynastie, 13. Jh. v. Chr., Lg. (© Antikenmuseum Basel, Ruedi Habegger).
Auloispieler auf dem att. rotfigurigen Kolonettenkrater des Berliner Malers,
um 420 v. Chr., Inv. Kä 422 (© Antikenmuseum Basel, Andreas Voegelin).

Das Antikenmuseum Basel als Veranstaltungsort der jüngsten Musikausstellung profitiert gleich mehrfach von günstigen Voraussetzungen. Zum einen wirken in Basel mehrere musikinteressierte Forscher, Mäzene und Sammler. Zum anderen wurden in der Schola Cantorum Basiliensis in den letzten Jahren wichtige musikhistorische Forschungen vorangetrieben. Insbesondere der Flötist und Musikarchäologe Conrad Steinmann ist hier zu nennen, der in den letzten 20 Jahren zusammen mit dem Ensemble Melpomen auf nachgebauten antiken Instrumenten antiker Musik zu neuem Widerhall verholfen hat. Gemäß musiktheoretischen Schriften aus nach pythagoreischer Zeit besteht ein Wesenszug der Musik gerade darin, dass sie gegensätzliche Strömungen in sich verbindet. So wie Klangharmonien aus der Verbindung von auseinander strebenden Tönen entstehen, so vereint die Musik Elemente, die eigentlich im Widerspruch zueinander stehen. Folglich ruft Musik die unterschiedlichsten, oftmals gegensätzlichen, Emotionen hervor. Sie kann leise und besinnlich sein genauso wie laut und aufpeitschend. Sie begleitet sowohl stille Rituale wie enthemmte Gelage, gehaltvolle Darbietungen genauso wie triviale Spektakel.

Musik besänftigt, kann aber umgekehrt auch gefährlich werden. Dieser Bipolarität will das Basler Ausstellungskonzept gerecht werden: In den einzelnen Ausstellungsbereichen werden die Musikwelten des Altertums in ihren jeweiligen Gegensätzen aufeinander bezogen, um so ein Gesamtbild der antiken Musik in allen ihren Facetten zu vermitteln. Präsentiert werden insgesamt an die 150 Werke aus den eigenen Sammlungsbeständen. Dazu kommen ausgewählte Leihgaben, wie auch moderne Nachbauten der wichtigsten antiken Musikinstrumente. Ergänzt werden die Exponate um Audiostationen, die eine Vorstellung von den antiken Klangwelten vermitteln. So werden Effekte und Emotionen der antikenMusik für die Besucherinnen und Besucher nicht nur visuell verständlich, sondern auch akustisch erlebbar.

Als Frau verkleideter tanzender Symposiast mit Barbitos in der Hand und Auloibläserin auf einem att. sf. Teller des Psiax, um 520/510 v. Chr., Inv. Kä 421 (© Antikenmuseum Basel, Andreas Voegelin).
Bilder der Sonderausstellung «Von Harmonie und Ekstase. Musik in den frühen Kulturen»
18. April bis 19. September 2021
© Antikenmuseum Basel, Ruedi Habegger